Die Kunstausstellung der diesjährigen Ruhrfestspiele in der Kunsthalle Recklinghausen leistet einen bedeutenden Beitrag zur feministischen Kunstgeschichte. Bis zum 17. August ist die Ausstellung zu sehen.
Sie widmet sich dem Lebenswerk der amerikanischen Künstlerin Judy Chicago, einer Pionierin der feministischen Kunst. Mit rund 160 Exponaten – darunter Werke auf Papier, Stickereien sowie Fotografien und Videos – präsentiert die Kunsthalle eine umfassende Retrospektive dieser international bedeutenden Künstlerin, deren Arbeiten erstmals in diesem Umfang in Deutschland zu sehen sind.
„Dass wir mit Judy Chicago eine der einflussreichsten Künstlerinnen der Gegenwart in der Kunsthalle präsentieren können, ist ein großer Gewinn für unsere Stadt und ein starkes Zeichen für die kulturelle Strahlkraft der Ruhrfestspiele“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche. „Die Ausstellung passt nicht nur hervorragend zum Theaterprogramm des Festivals, sondern schlägt auch eine Brücke zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen.“
Die Ausstellung wurde ursprünglich in der Serpentine in London gezeigt und für die Räume der Kunsthalle Recklinghausen neu konzipiert.
„Judy Chicago ist eine der wichtigsten künstlerischen Stimmen unserer Zeit und die Londoner Serpentine eines der meistbeachteten Ausstellungshäuser der Welt“, sagt Museumsdirektor Dr. Nico Anklam. „Die Freude ist also groß, dass wir als Kunsthalle diese Ausstellung nach Recklinghausen zu den Ruhrfestspielen haben holen können.“
Die Schau trägt den Titel eines illuminierten Manuskripts, das Chicago Anfang der 1970er-Jahre während der Entstehung ihrer Arbeit The Dinner Party (1974 bis 1979) verfasste – einer monumentalen Installation, die die Errungenschaften von 1.038 Frauen würdigt und heute dauerhaft im Center for Feminist Art im Brooklyn Museum in New York zu sehen ist. Im Vorfeld der Ausstellung wurde das Manuskript aktualisiert, um neue Zeichnungen ergänzt und erstmals veröffentlicht.
Die Ausstellung folgt thematisch den fünf Kapiteln von Revelations, wobei der Fokus auf Zeichnungen liegt – ein zentrales Medium in Chicagos Werk. Auf drei Etagen zeichnet die Schau den Verlauf ihrer künstlerischen Karriere nach und vereint neue, historische sowie bislang nie gezeigte Werke, die sich mit Themen wie Geburt und Schöpfung, Konstruktionen von Männlichkeit, Vorstellungen von Macht, Artensterben und einem andauernden Engagement für Klimagerechtigkeit befassen. Die zutiefst persönlichen Arbeiten auf Papier werden durch multidisziplinäre und partizipative Elemente ergänzt, darunter eine Audioaufnahme der Künstlerin, bislang nie gezeigte Videoaufnahmen, persönliche Zeugnisse, eine AR-App, eine Video-Kabine und Projekte, die zum Mitmachen einladen und es den Besucher*innen ermöglichen, die Vielschichtigkeit von Chicagos Werk zu ergründen. Die Ausstellung wird von einem Performance-Programm begleitet.
Ruhrfestspiel-Intendant Olaf Kröck über die Künstlerin: „Während in den USA grundlegende demokratische und feministische Errungenschaften unter Druck geraten, zeigen die Ruhrfestspiele gemeinsam mit der Kunsthalle mit Judy Chicago eine der bedeutendsten feministischen Künstlerinnen Amerikas. Judy Chicago hat sich früh und kompromisslos für eine frauenzentrierte Perspektive in der Kunst eingesetzt und die westliche Kulturgeschichte mit ihrer Arbeit grundlegend infrage gestellt. Ihre Werke berühren zentrale Fragen von Macht, Erinnerung und Gerechtigkeit, die gegenwärtig nicht wichtiger sein könnten.“
Christoph Tesche und Olaf Kröck haben die Ausstellung am Sonntag, 4. Mai, gemeinsam mit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, und Museumsdirektor Dr. Nico Anklam eröffnet. Der Ausstellungskurator der Serpentine Gallery, Chris Bayley, und Diane Gelon, Freundin und Mitstreiterin von Judy Chicago, waren ebenso anwesend.
Die Kunstausstellung ist seit 1950 ein fester Bestandteil der Ruhrfestspiele und stellt einen zentralen Höhepunkt im jährlichen Ausstellungskalender der Stadt Recklinghausen dar. 2025 feiert die Kunsthalle zudem ihr 75-jähriges Bestehen.
Große-Perdekamp-Straße 25–27
45657 Recklinghausen
https://kunsthalle-recklinghausen.de/