Im Alter von sechs Jahren kam Van Khoa Nguyen von Vietnam nach Deutschland. Er machte hier eine beachtliche Karriere als Diplomingenieur für Elektrotechnik. Zudem leitet er die vietnamesische Community im Kreis Recklinghausen.
Im Jahr 1976 wurde Vietnam offiziell unter einer kommunistischen Regierung wiedervereinigt. Für die Eltern von Van Khoa Nguyen war der Moment gekommen, das Land endgültig zu verlassen: „Mein Vater war ein Unternehmer, ihm gehörte eine Schuhfabrik. Damals wurden dort sehr viele Stiefel für das Militär hergestellt“, sagt er. Zu Hause hatten sie eine Nähmaschine der deutschen Marke Pfaff. „Um diese Maschine zu warten, kam immer ein Monteur zu uns. Der schwärmte von der Qualität des Geräts und sagte immer zu mir, dass Deutschland das Land der Dichter und Denker sei.“ Das hat der heute 52-jährige Nguyen so sehr in sich aufgenommen, dass er sogar seinem zweiten Sohn den Namen Heinrich gab: „Ich wollte einen traditionellen Namen wählen und dabei habe ich auch ein bisschen an Heinrich Heine gedacht.“
Vom Flüchtling zum IT-Experten
Im April 1979 landete die Familie von Nguyen auf dem Frankfurter Flughafen. „Zuerst kamen wir nach Unna-Massen in eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge und sind dann im zweiten Schritt nach Recklinghausen gekommen – hier haben wir uns vom ersten Moment an sehr heimisch gefühlt. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden, es war nicht so wie heute“, sagt Nguyen in Bezug auf Fremdenfeindlichkeit. „Ich kam in die Obhut der Familie Westhus – dort bin ich sehr in der deutschen Sprache gefördert worden, ich konnte ja kein einziges Wort sprechen.“ Das änderte sich rasch. Nach dem Besuch der Grundschule kam Nguyen auf das Gymnasium und schloss sein Abitur mit einer sehr guten Note ab, so dass er im Anschluss Elektrotechnik an der FH Dortmund studierte.
Für Nguyen war das ein Glücksfall: „Mein erster Arbeitsplatz kam über meinen Professor zustande, der hatte nebenher ein eigenes Unternehmen. Da habe ich praktisch die IT-Versorgung für das ganze Unternehmen mit aufgebaut.“ Seine berufliche Expertise sprach sich schnell herum. So machte Nguyen im nächsten Schritt eine beachtliche Karriere in der Automobilindustrie und arbeitete als Diplom-Ingenieur für VW, Porsche oder Siemens-VDO in Regensburg. Doch irgendwann meldete sich das Heimweh: „Ich war immer nur in der ganzen Weltgeschichte unterwegs“, bis er zurück nach Recklinghausen zu seiner Familie und der vietnamesischen Community kommt, mit denen er sehr eng verdrahtet ist.
In Dankbarkeit leben
„Wir haben Deutschland sehr viel zu verdanken“, das sagt auch Thi Mai Han Trinh (im großen Bild: ganz rechts) von der Tanzgruppe „Dáng Xuân“ – zusammen mit der gesamten vietnamesischen Community veranstalten sie am 24. August ein eigenes ›Danke Deutschland‹ Fest im Bürgerhaus Süd.
Neben musikalischen und tänzerischen Darbietungen gibt es dort vietnamesische Food-Spezialitäten und vieles mehr. „Wir sind schon eine sehr eingeschworene Gemeinschaft und unternehmen auch privat sehr viel gemeinsam“, erklärt Thy Mai Vu – das ist die Dame im roten Kleid, oben links im Bild. Sie ergänzt: „Wir engagieren uns gerne.“ Diese Anteilnahme fällt auf – zuletzt im Mai beim Friedensfest im Willy-Brandt-Park oder an der Seite von Pfarrer Ernsting bei der Gastkirche.